4. Repräsentationsformen und epistemische Muster
Die spezifische kulturelle Öffnungssituation der Aufklärung zeichnet sich insbesondere durch eine tiefgreifende Veränderung der vorherrschenden Wissensordnungen aus, welche die stetig anwachsende Vielfalt der Weltdeutungen wie der sie anleitenden und strukturierenden epistemischen Muster reflektiert. Der Forschungsschwerpunkt thematisiert die künstlerische, mediale und diskursive Dimension dieses epistemischen Wandels. Ausgehend von der Voraussetzung einer engen funktionalen Verbindung von Theorien und Praktiken wird nach spezifischen Mustern der Weltdeutung und -aneignung gefragt, sowie nach deren jeweiligen medialen Erscheinungsformen.
Der Fokus liegt dabei vor allem auf temporalen, strukturalen, transzendenzgerichteten und rhetorisch-pragmatischen Deutungsmustern in ihrer essentiellen Einbindung in Kontexte symbolischer Repräsentation. Dies ermöglicht einen differenzierten Zugang zur Erschließung der im Zeichen der Aufklärung unternommenen bzw. unter deren Einwirkung eingetretenen Entgrenzungen, Verschiebungen und Kontingenzen sowie zu den neu etablierten Standards und Verbindlichkeiten im Feld des Epistemischen. Damit erlaubt der Forschungsschwerpunkt einen neuen Blick auf die Aufklärung als Basis und Motor kognitiver Neuordnung, der auch der inhärenten Dynamik jeglicher Wissensordnung Rechnung trägt.
Projekte
Die Bilder der Aufklärung
Daniel Fulda
Wohl keine Epoche vertraute der Macht des Wortes so sehr wie die Aufklärung; das gilt mit Blick auf die Fähigkeit der Sprache, die Welt und deren Erkenntnis zu repräsentieren, ebenso wie hinsichtlich der Überzeugungskraft, die dem in Druckwerken oder öffentlichen Debatten vorgebrachten Argument zugemessen wurde. Bildliche Medien sowie die bildende Kunst gelten demgegenüber als nachrangig, obwohl sich die Aufklärer zur Propagierung ihrer Ideen gerne auch solcher Medien bedienten und die ästhetische Theoriebildung in der Wort-Kunst, der Poesie, sogar wesentlich anhand von Mustern der Malerei und der Plastik von statten ging.
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Aufklärung, Klassizismus und Klassik. Epochenbegriffe als historische Konstruktionen im europäischen Kontext
Elisabeth Décultot, Martin Dönike, Claudia Keller und Denis Stante
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Epochenbegriffe Aufklärung, Klassizismus und Klassik als historische Konstruktionen zu untersuchen und dabei in begriffs- wie auch wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive nach ihrer Bedeutung für das retrospektive Verständnis des langen 18. Jahrhunderts zu fragen.
Philosophische Gedächtnistheorien der Aufklärung
Frank Grunert
Trotz des schon seit geraumer Zeit intensiven interdisziplinären Interesses an Fragen der Erinnerung und der Erinnerungskultur existiert derzeit noch keine umfassende Studie zur Theorie des Gedächtnisses in der Philosophie der Frühen Neuzeit und der Aufklärung.
Historia literaria. Ordnung, Erschließung, Speicherung und Tradierung von Wissen
Frank Grunert
Die Historia literaria – die Geschichte der Gelehrsamkeit – war im ausgehenden 17. und über das gesamte 18. Jahrhundert hinweg ein prominentes und ausgesprochen erfolgreiches Medium zur Ordnung, Erschließung, Speicherung und Tradierung von Wissen.
Amüsement und Risiko: Aufklärung als Spiel im französischen und italienischen 18. Jahrhundert
Robert Fajen
Die Aufklärungsforschung hat dem Spiel-Begriff bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zwar fällt, wenn die Werke bestimmter Autoren näher charakterisiert werden, nicht selten das Epitheton 'spielerisch', doch wird das Adjektiv in diesen Fällen gewöhnlich metaphorisch und dementsprechend unpräzise verwendet.