Inventions of Enlightenment since 1800
Inventions of Enlightenment since 1800. Concepts of Lumières, Enlightenment and Aufklärung, hg. von Nicholas Cronk and Elisabeth Décultot, Manchester, Oxford University of Studies in the Enlightenment, 2023
Nur wenige Begriffe haben auf dem Feld der europäischen Geistes-, Politik-, Religions-, und Kulturgeschichte eine so zentrale Rolle gespielt wie die Begriffe "Lumières", "Enlightenment" und "Aufklärung". Die vielschichtigen Bedeutungen dieser Begriffe zeichnen sich zwar bereits im 18. Jahrhundert ab. In erheblichem Maße sind sie aber auch das Produkt der nachfolgenden Jahrhunderte. Ziel des vorliegenden Bandes ist es, die Bedeutungen und Funktionen, die diesen Begriffen im Zeitraum 1800-1980 zugeschrieben wurden, in ihren vielfältigen Entwicklungen zu analysieren.
Empfindsame Vernunft. Johann Georg Sulzers Kulturen des Briefs
Bd. 1
Jana Kittelmann: Empfindsame Vernunft.
Johann Georg Sulzers Kulturen des Briefs, Basel: Schwabe Verlag 2023 (Wege der Auflärung, Bd. 1)
Mit dem Briefwerk Johann Georg Sulzers steht ein lange vernachlässigtes und nichtkanonisches Korpus der Aufklärung im Mittelpunkt dieser Studie.
Mit dessen Erschließung schärft die Autorin einerseits das Profil von Sulzer als einem zentralen Akteur der Aufklärung und eröffnet Einblicke in bislang wenig oder überhaupt nicht bekannte Facetten seines Wirkens. Andererseits rücken spezifische Perspektiven auf die Geschichte des Briefes selbst in den Fokus. So erweist sich der Band auch als wichtiger Beitrag zur historischen Epistolographie der Aufklärung. Im Zentrum stehen neben den Funktionen, Gegenstandsbereichen und Typen der Briefe auch deren Themen, Praktiken, Symbole, Artikulationsweisen, Literarizität, Inszenierungspotenziale, Rollenmuster, Bedeutungsebenen und die Formen der Generierung von Wissen, Erkenntnissen und Emotionen.
Bd. 70
Lore Knapp: Empirismus und Ästhetik. Zur deutschsprachigen Rezeption von Hume, Hutcheson, Home und Burke im 18. Jahrhundert, Berlin/Boston: de Gruyter 2022 (Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung, Bd. 70)
Empirismus und Ästhetik werden in den Schriften von Francis Hutcheson, David Hume, Edmund Burke und Henry Home zu einer empiristischen Ästhetik verbunden. Sie argumentiert induktiv, psycho- oder physiologisch, evolutionär und demokratisch und lässt sich als frühe Form der empirischen Ästhetik verstehen. Ihr Transfer nach Deutschland in Rezensionen, Übersetzungen und Anschlussforschungen geht mit unwillkürlichen Anpassungen einher. Für die empiristische Ästhetik in der deutschsprachigen Aufklärung stehen nicht nur Namen wie Lichtenberg, Mendelssohn und Kant, Hamann, Herder und Merck, sondern auch die Übersetzer Dusch, Resewitz und Meinhard, die physiologisch Interessierten Haller, Platner, Lossius und Hißmann sowie die Leipziger Engel, Garve und Riedel, der Prager Meißner oder auch Enzyklopädisten wie Herz, Eschenburg und Schneider.
Hauke Heidenreich und Friedemann Stengel (Hrsg.)
Berlin/Boston: De Gruyter 2022 (Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung, Bd. 68).
Die Vielfalt der Kantdeutungen um 1900 ist unübersehbar. Kant wurde von Materialisten, Spiritisten, Monisten, lutherischen Theologen, Sozialisten und natürlich von der „neukantischen“ Fachphilosophie als Normphilosoph betrachtet. Vor dem Hintergrund dieser Vielfalt entstanden maßgebliche Institutionen: die Kant-Studien, die Kant-Gesellschaft und die Akademie-Ausgabe von Kants Gesammelten Werken. In den vorliegenden Beiträgen werden verschiedene Rezeptionskontexte und Autoren um 1900 vorgestellt.
Mit Beiträgen von Hauke Heidenreich, Valentina Dafne de Vita, Elisabeth Theresia Widmer, Kirstin Zeyer, Constantin Plaul, Martin Bunte, Nina A. Dmitrieva, Barbara Loerzer und Friedemann Stengel.
Die Klassifikation der Staatenwelt im langen achtzehnten Jahrhundert, Berlin/Boston:
Andreas Pečar / Thomas Biskup (Hrsg.)
Berlin/Boston: De Gruyter 2021 (Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung, Bd. 67).
Wie wurden im 18. Jahrhundert Machtgewinn und -verlust in den Konjunkturen der europäischen Fürstengesellschaft beobachtet und gemessen? In der Diplomatiegeschichte gilt das Jahrhundert zwischen Spanischem Erbfolgekrieg und Wiener Kongress als eine Übergangsepoche, in der für die höfische Öffentlichkeit zentrale ältere Kategorien von Status und Rang, Größe und Gloire abgelöst worden seien durch "moderne", rationale und statistisch messbare Kriterien, die Machtressourcen und militärische Schlagkraft der Staaten zu taxieren erlaubten. Die Beiträge dieses Bandes stellen diese Sichtweise, die von einem Übergang von vormodernen zu vermeintlich modernen Kriterien zur Beschreibung der Staatenwelt ausgeht, in Frage.
In den Beiträgen des Bandes wird gezeigt, wie der außenpolitische Erfolg europäischer Monarchien und Republiken beobachtet und kategorisiert wurde, und welchem Wandel die hier angelegten Kriterien im Laufe des 18. Jahrhunderts in der Publizistik wie der politischen Praxis unterworfen waren. Die Herausbildung neuer publizistischer Genres zur Vermessung der Staatenwelt und neuer statistischer Methoden wird ebenso untersucht wie die Persistenz von Rangkonflikten bis ins 19. Jahrhundert. Es wird danach gefragt, welche Kriterien die Autoren der Aufklärung in diese Debatte einführten, und welche Folgen deren Perspektive hatte, wenn beispielsweise die Vorbildhaftigkeit Chinas für Europa oder die Legitimation der Teilungen Polens diskutiert wurde. Und es geht um die Frage, inwiefern die diplomatische Theorie und Praxis des 18. Jahrhunderts sich weiterhin an Prämissen orientierte, die seit dem Westfälischen Frieden in Europa etabliert waren, oder ob sich die Wertmaßstäbe und Handlungsmaximen der Diplomaten in dieser Zeit grundlegend wandelten.
Mit Status und Rang des Herrschers, Alter der Dynastie, der Anziehungskraft des Hofes, dem Image einzelner Herrscher, der militärischen Schlagkraft, der Bevölkerungsgröße und dem territorialen Umfang eines Landes existierte eine Vielzahl von Kriterien bis ins 19. Jahrhundert, die von unterschiedlichen Akteuren und Publizisten immer wieder neu gewichtet wurden.
Mit Beiträgen von Andreas Pečar, André Krischer, Hamish Scott, Volker Bauer, Lars Behrisch und Damien Tricoire.
Daniel Fulda (Hg.): Revolution trifft Aufklärungsforschung. 1989/90 DDR-Erbe und die Gründung des hallischen Aufklärungszentrums. Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag 2021 (IZEA – Kleine Schriften, Bd. 12)
Die Aufklärungsbewegung des 18. Jahrhunderts wurde im Osten auch als erster Schritt zum Sozialismus interpretiert. Als sich 1989 eine Revolution im Sozialismus ereignete, war die DDR-Aufklärungsforschung aber keineswegs vorne mit dabei. Trotzdem darf man die Gründung eines Forschungszentrums zur Aufklärung, die an der Universität Halle bereits vor 1989 betrieben wurde, ein Avantgarde-Unternehmen nennen. Denn damit setzte auch eine enge Kooperation mit bundesdeutschen Forschungseinrichtungen ein. Die Geschichte des hallischen Aufklärungszentrums ist somit von Anfang an eine gesamtdeutsche.
Bertrand Binoche: Was sind die Lumieres (und nicht die Aufklärung)? Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag 2022 (IZEA - Kleine Schriften, Bd. 13)
Als Michel Foucault in den 1980ern fragt: »Qu’est-ce que les Lumières?«, kommentiert er Kants Beantwortung einer eigentlich anderen Frage: »Was ist Aufklärung?«. Es mag verwegen erscheinen, sich erneut an eine Definition zu wagen. Doch erst, wenn man bestimmt hat, was die ‚Lumières‘ sind, lässt sich danach fragen, ob man damit auch die ‚Aufklärung‘ definiert hat oder ob zwischen beiden Begriffen Differenzen zu Tage treten.
Bertrand Binoche ist seit 2004 Professor am Institut für Philosophie der Universität Paris I Panthéon-Sorbonne und Autor zahlreicher viel beachteter Studien zur Philosophie der europäischen Aufklärung.
Andreas Pečar und Marianne Taatz-Jacobi: Die Universität Halle und der Berliner Hof (1691–1740). Eine höfisch-akademische Beziehungsgeschichte. Fritz Steiner Verlag: Stuttgart 2021
Ausgangspunkt der Untersuchung ist die gegenwärtige hochschulpolitische Debatte über den Zusammenhang von Governance, Profilbildung und Exzellenz. Wie es um diese Zusammenhänge in den ersten Jahrzehnten der Universität Halle Anfang des 18. Jahrhunderts bestellt war, als deren Exzellenz für die damaligen Zeitgenossen unstrittig war, ist die Fragestellung der Arbeit. Als Ergebnis kann man festhalten, dass die für Halle unstrittige Profilbildung der dort lehrenden Gelehrten in zeitgenössisch stark nachgefragten Wissensfeldern nicht das Ergebnis hochschulpolitischer Governance war. Exzellenz verdankte sich nicht spezifischen Steuerungsversuchen, sondern nicht selten dem Zufall.
Bd. 66
Guglielmo Gabbiadini: Tugend und Kraft. Zu einer Wechselbeziehung in Literatur, Moral und Geschichte der deutschen Spätaufklärung, Berlin/Boston: de Gruyter 2020 (Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung, Bd. 66)
Im späten 18. Jahrhundert gehen Vorstellungen von Tugend und Kraft ein diskursives Bündnis ein, das in Zeiten tiefgreifender Umwälzungen für Orientierung sorgte, nicht zuletzt in Fragen der Politik, der Moral und der Ästhetik. Die Studie geht dieser bisher kaum beachteten Wechselwirkung zwischen Tugend und Kraft nach und entwirft dabei eine neue Sicht auf den Zusammenhang von Literatur, Geschichte und Moral um 1800.
Guglielmo Gabbiadini
Bd. 65
Elisabeth Décultot / Nartin Dönike / Serena Feloj / Fabrizio Slavazzi (Hrsg.): Die Winckelmann-Rezeption in Italien und Europa Zirkulation, Adaption, Transformation, Berlin/Boston: de Gruyter 2020 (Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung, Bd. 65)
Schon zu Lebenszeiten hat der deutsche Archäologe und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) europaweit Resonanz gefunden. Eine zentrale Rolle kommt dabei Italien zu, wo sein Einfluss allerdings weit über die Grenze der Altertumswissenschaften hinausging, indem er sich zugleich auf den politischen Diskurs, die Ethnologie, die Ästhetik, das Theater und die Literatur erstreckte.
Frank Grunert, Matthias Hambrock und Martin Kühnel (Hrsg.): Christian Thomasius: Briefwechsel. Bd. 2 1693-1698. Berlin/Bosten: de Gruyter 2020.
Der zweite Band des von Frank Grunert, Matthias Hambrock und Martin Kühnel herausgegebenen Briefwechsels von Christian Thomasius ist im Verlag Walter de Gruyter erschienen. Er enthält 329 Briefe aus den Jahren 1693-1698, die aus insgesamt 96 Einzelkorrespondenzen stammen. Nicht nur die Dichte des in diesem Zeitraum überlieferten Briefwechsels ist bemerkenswert, sondern auch die thematischen Schwerpunkte: Der Band gibt neue Hinweise zu Thomasius' Position an der im Aufbau befindlichen Universität Halle und Einblicke in seine sehr ausgeprägten theologischen In-teressen. Besonders auffällig ist in diesem Zusammenhang seine durch die Korrespondenz vielfäl-tig belegten Kontakte zu religiösen Nonkonformisten und zu den Pietisten, die ihn als einen der Ihren ansahen, der in Auseinandersetzungen mit den Kirchenbehörden juristischen Beistand bot. Der mehr 700 Seiten starke Band dürfte - wie schon der im Netz frei zugängliche Band 1 der Ausgabe - eine neue Facette des Schaffens von Christian Thomasius sichtbar machen.
Bd. 63
Daniel Fulda, Andreas Pečar (Hrsg.): Innovationsuniversität Halle? Neuheit und Innovation als historische und als historiographische Kategorien
War die Universität Halle, als sie 1694 gegründet wurde und bald zur angesehensten und frequenzstärksten Hochschule im Reich aufstieg, eine "Innovationsuniversität", wie es in der Forschung gerne heißt? Wer darauf antworten will, hat zunächst zu klären, ob es sich um eine Frage nach dem Selbstverständnis der historischen Akteure handelt oder ob es der zurückschauende Forscher ist, der Innovation konstatiert. In diesem Sinne fragt der Band: Spielten Ansprüche auf Erneuerung der Institution Universität bei ihrer Gründung eine Rolle, sei es bei den Gelehrten oder den politischen Akteuren? Welchen Anteil hatten Reform- oder Erneuerungsideen an deren Selbstinszenierung? Und falls es ein solches Programm gegeben hat: Wurde es im Lehrprogramm der Universität eingelöst?
Der Band unternimmt eine traditionskritische Revision des etablierten Bildes von der ,Innovations- und Reformuniversität' Halle durch quellennahe Rekonstruktionen historischer Wahrnehmungshorizonte und Agenden. Seine Analysen des Zusammenwirkens von Gelehrten und Öffentlichkeit lassen zumindest eines als gesichert erscheinen: Es gab Gelehrte der Fridericiana und auch Politiker, die über ein Konzept von ,Innovation' verfügten, auch wenn sie sich nicht dieses Wortes bedienten.
Elisabeth Décultot und Jana Kittelmann (Hg.) unter Mitarbeit von Baptiste Baumann: Johann Georg Sulzer - Johann Jakob Bodmer. Briefwechsel. Kritische Ausgabe, Basel, Berlin: Schwabe Verlag, 2020 (Johann Georg Sulzer: Gesammelte Schriften, hg. von Elisabeth Décultot, Bd. 10)
Johann Georg Sulzers (1720-1779) briefliches Werk war lange Zeit kaum ediert und erforscht. Dabei war Sulzer ein reger Briefschreiber, der in den Briefnetzwerken der Aufklärung zahlreiche Spuren hinterlassen hat. Zu Sulzers Korrespondenzpartnern gehörten u.a. Johann Jakob Bodmer, Johann Georg Zimmermann, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Anna Louisa Karsch, Johann Gottfried Herder, Albrecht von Haller, Immanuel Kant, Wilhelmine Keusenhoff, Jean Henry Samuel Formey, Friedrich Nicolai, Hans Caspar Hirzel, Philipp Erasmus Reich und viele andere. Die erstmals nach den Originalhandschriften vollständig erschlossene, transkribierte und kommentierte Edition des Briefwechsels zwischen Johann Georg Sulzer und Johann Jakob Bodmer, die die gesamten Facetten ihres sich über 35 Jahre erstreckenden brieflichen Austauschs sichtbar machen, liegt nun mittlerweile vor und weitere Editionen werden folgen bzw. sind in Planung.
Annika Hildebrand und Steffen Martus (Hg.): Johann Georg Sulzer: Dichtung und Literaturkritik, Basel/Berlin: Schwabe 2020 (Johann Georg Sulzer: Gesammelte Schriften, hg. von Hans Adler und Elisabeth Décultot, Bd. 7)
Band 7 der "Gesammelten Schriften" von Johann Georg Sulzer bietet erstmals eine philologisch zuverlässige Präsentation sowie eine detaillierte Kommentierung und Kontextualisierung von Sulzers Beiträgen zur Dichtung und Literaturkritik der Aufklärungsepoche. Abhandlungen, Vorreden und Rezensionen dokumentieren seine vielfältige Partizipation an den literarischen Debatten seiner Zeit. Zugleich rückt Sulzer selbst als Dichter ins Blickfeld, der etwa die Erzählung "Damon oder die platonische Liebe" und das Schauspiel "Cymbelline" verfasste.
Die versammelten literarischen und literaturkritischen Texte umfassen Sulzers gesamte Schaffensphase (1745-1779) und stellen eine entscheidende Schnittstelle zu weiteren Bänden der Edition dar, etwa zu den ästhetischen und philosophischen Schriften (Band 2, 3 und 4) und zu dem Briefwechsel Sulzers mit Johann Jakob Bodmer (Band 10).
Elisabeth Décultot, Jana Kittelmann, Andrea Thiele, Ingo Uhlig (Hg.): Weltensammeln: Johann Reinhold Forster und Georg Forster Göttingen: Wallstein 2020 (Das achtzehnte Jahrhundert, Supplementa, 27)
Weltumsegler, im Feld forschende Naturhistoriker und Ethnologen, Gelehrte - Johann Reinhold (1729-1798) und sein Sohn Georg Forster (1754-1794) trugen grundlegend zur Erschließung außereuropäischer Welten bei. Durch Sammeln, Ordnen, Zeigen, Zeichnen, Transportieren und Präparieren sowie durch Schreiben und Übersetzen haben sie einen erheblichen Anteil an dem Prozess genommen, der die zusammen mit James Cook erkundeten Räume in Wissensgegenstände verwandelte. Insofern waren die Forsters Produzenten: Das arkadische O-Tahiti und die Freundschaftlichen Inseln oder die düsteren Gestade des Charlotten-Sunds und die verschneite Ödnis Feuerlands sind zum einen tatsächlich in Augenschein genommene Orte, zum anderen sind es Gegenstände und Ergebnisse von Gestaltungsprojekten. Der vorliegende Band erschließt das Geflecht der Arbeitsfelder von Johann Reinhold und Georg Forster. In den Blick genommen werden die Materialitätsgeschichte der Aufklärung im Bereich der Sammlungs- und Objektpraxis sowie die sammlungsrelevanten Infrastrukturen und Institutionen des aufgeklärten Wissens.
Daniel Fulda (Hg.): Aufklärung fürs Auge. Ein anderer Blick auf das 18. Jahrhundert
Aufklärung gilt als ein Geschäft der Worte. Lässt sie sich auch durch Bilder vorantreiben? Oder vielleicht sogar besonders gut durch Bilder, weil diese (angeblich) unmittelbar eingängig sind und auch diejenigen erreichen, die keinen oder wenig Zugang zur Schriftkultur haben? Wie sehen die Bilder der Aufklärung aus, was sind ihre typischen Motive und welcher Techniken bedienen sie sich? Was rücken sie ins Licht, was stellen sie vor Augen, was decken sie auf und machen es sichtbar? Analog zur sprachgetragenen Selbstreflexion, die für die Aufklärung so wichtig war, stellt sich überdies die Frage, welche Auskunft Bilder über sich selbst geben: Vermögen auch Bilder darüber 'nachzudenken', was sie sind und leisten? Der Band geht diesen Fragen nach, um einen neuen Blick auf die Epoche der Aufklärung zu werfen. Wie verändert sich unser Bild von der Aufklärung, wenn wir ihre Bilder untersuchen?
Bd. 64
Maximilian Lässig: Radikale Aufklärung in Deutschland
Wenn unter 'Aufklärung' "Kritik" verstanden wird, "der sich alles unterwerfen muß" und davon weder Religion noch die Majestät eines Herrschers ausgenommen sind, wird diese Aufklärung ohne pejorative Konnotation als 'radikal' bezeichnet. Ein radikaler Aufklärer ist bereit, die Wurzeln einer Sache infrage zu stellen und nimmt in Kauf, dass der untersuchte Gegenstand im Zweifelsfall reformiert, abgeschafft oder gar zerstört wird. Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der Schriften von Karl von Knoblauch, Andreas Riem und Johann Christian Schmohl einen Ausschnitt des auch in Deutschland äußerst vielschichtigen Phänomens der Aufklärung zu untersuchen, um die oft sehr homogen dargestellte deutschsprachige Aufklärung differenzierter zu beschreiben. Die Werke der Autoren werden mit Blick auf vorhandene oder nicht vorhandene Radikalität vergleichend und diskursiv wie biographisch einordnend analysiert. Sie gehören alle drei einer Generation an und beschäftigten sich mit ähnlichen Themen. Dennoch entstammen sie unterschiedlichen Schichten, wie der des Adels, des Bürgertums und des Bauernstandes. Sie bestätigen das Bild einer heterogenen Aufklärung, deren Ausprägung weder thematisch noch inhaltlich festgelegt ist.
Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Interdisziplinäres Zentrum für die
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