Am IZEA werden Einzelprojekte und Langzeitvorhaben betreut. Ferner werden unter dem Dach des IZEA interdisziplinäre Vorhaben und Gemeinschaftsprojekte gebündelt, die in Kooperation mit anderen Institutionen durchgeführt werden.
Die Forschungsergebnisse werden im Rahmen von Tagungen, Vortragsreihen oder Workshops diskutiert und/oder in Form von Monographien oder Sammelbänden publiziert. Schwerpunkt der Langzeitvorhaben sind die Herausgabe wissenschaftlicher Handbücher und die Edition von Quellen. Zunehmende Bedeutung bei der Durchführung der Projekte und der Veröffentlichung der Ergebnisse gewinnen dabei die elektronischen Medien.
Zu den etablierten Forschungsschwerpunkten gehören die neue Anthropologie der Aufklärung, die Universitätsgeschichte, esoterische Strömungen sowie der Philanthropismus. Neuere Themenfelder liegen in der Frühaufklärung, dem internationalen Wissenstransfer und den Gelehrtenkulturen sowie den neuen Schreibweisen, Ästhetiken und Geschichtsdiskursen der Aufklärung.
Das Forschungsprogramm des IZEA ist in die folgenden vier Bereiche gegliedert, den einzelne Themenfelder und Forschungsprojekte des IZEA-Direktoriums und der MitarbeiterInnen zugeordnet sind:
A. Ideen, Praktiken, Institutionen
B. Strukturen des Wissens
C. Räume der Aufklärung
D. Erschließungsprojekte und Editionen
Die Aufklärungsforschung der letzten Jahrzehnte verhält sich kritisch oder emphatisch zu ihrem Gegenstand. Das Projekt „Kulturmuster der Aufklärung“ möchte Einseitigkeiten überwinden und die Frage nach dem Erbe der Aufklärung, die Frage nach ihrer Bedeutung für die Gegenwart neu stellen. Es stellt keine Entscheidungen für oder gegen Prinzipien der Aufklärung zur Debatte, sondern rekonstruiert ihre langfristigen ideellen und praktischen Wirkungen.
Das Zeitalter der Aufklärung gilt als das Jahrhundert der Philosophen. Dem Forschungsfeld „Das Denken der Aufklärung“ sind Projekte zugeordnet, die sich mit den (im weitesten Sinne so zu verstehenden) philosophischen Begriffen, Argumenten und Systemen im ‚Zeitalter der Vernunft‘ in historischer und systematischer Perspektive zuwenden. Schwerpunkte liegen in den Bereichen der Erforschung der innereuropäischen Rezeptions- und Wirkungszusammenhänge sowie der Aktualität des emanzipatorischen Projekts der Aufklärung.
Die Aufklärung ist dem Wesen nach ein kritisches Projekt. In je nach Land und Kultur unterschiedlichen Ausprägungen zielt sie auf die Infragestellung von traditionellen Mächten und hegemonialen Strukturen. Autorität wird nicht mehr einfach hingenommen, sondern soll sich vor den neuen Rationalitätsansprüchen ausweisen und legitimieren.
Die spezifische kulturelle Öffnungssituation der Aufklärung zeichnet sich insbesondere durch eine tiefgreifende Veränderung der vorherrschenden Wissensordnungen aus, welche die stetig anwachsende Vielfalt der Weltdeutungen wie der sie anleitenden und strukturierenden epistemischen Muster reflektiert. Der Forschungsschwerpunkt thematisiert die künstlerische, mediale und diskursive Dimension dieses epistemischen Wandels.
Die im Forschungsfeld „Gelehrtenkultur und Wissenschaftspolitik“ bearbeiteten Projekte fragen nach den institutionellen Bedingungen und Praktiken der Wissensproduktion. Welche Dispositive organisieren das Feld der Ideenproduktion? Welche Handlungsmuster steuern Wissenschaftspolitik, wie werden Ideen und Texte von Praktiken, Techniken und Medien der Wissenserschließung, Wissensverarbeitung und Wissensdistribution geprägt?
Europäische Kultur ist nicht erst seit der Kolonialzeit mit den diversen Regionen der Welt verwoben. Neben Missionen und Kolonien in den Amerikas, in den beiden Indien und in weiteren Weltgegenden wird dabei immer auch eine Spannung zu den traditionellen Mächten und Kulturen und ein hegemonialer Anspruch zu entdecken sein. Was kann, will oder sollte angesichts dieser globalen Konstellation als aufgeklärt gelten? Was nicht? Das Thema "Aufklärung in globaler Vernetzung" wird demnach nicht zuletzt zwischen Mission und Kolonialismus zu verorten sein.
Anhalt-Dessau zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den sogenannten mindermächtigen Reichsterritorien. Seine Ausstrahlungskraft über die engen Landesgrenzen hinaus verdankte das Territorium vor allem den Repräsentationsbemühungen des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau und dem von ihm zu diesem Zweck errichteten Gartenreich in Wörlitz. Dieser Landschaftsgarten und seine Bauwerke erlangten bereits zu Lebzeiten des Fürsten großes Renommee.
Elisabeth Décultot, Jana Kittelmann
In der zehnbändigen Ausgabe der Gesammelten Schriften werden neben den Beiträgen, die Johann Georg Sulzer als Mitglied der philosophischen Klasse der Berliner Akademie publizierte, ästhetische, naturwissenschaftliche, pädagogische und literaturgeschichtliche Schriften sowie unveröffentlichte Korrespondenzen ediert, die die Vielfalt der Wissensbereiche veranschaulichen, mit denen sich Sulzer auseinandersetzte.
Frank Grunert, Matthias Hambrock, Martin Kühnel
Seit Mai 2010 förderte die DFG die historisch-kritische Edition der Gesamtkorrespondenz des hallischen Juristen und Philosophen Christian Thomasius. Das Vorhaben erfüllt ein seit Langem für dringlich befundenes Desiderat und trägt der außerordentlichen Bedeutung von Thomasius für die Formierung der Aufklärung in Deutschland Rechnung.
Frank Grunert, Werner Schneiders (†)
Die Ausgewählten Werke von Christian Thomasius sind eine seit 1993 im Georg Olms Verlag erscheinende Reprintausgabe, deren einzelne Bände von den jeweiligen Bandherausgebern mit einem einführenden Vorwort versehen werden.
Frank Grunert, Gideon Stiening
Die Reihe Werkprofile versammelt textnahe Interpretationen und kommentierte Editionen von umfassenden Werken einzelner Philosophen, Wissenschaftler und Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts.
Jörg Dierken
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768 – 1834) hinterließ neben seinen Druckwerken und ungedruckten Texten (wie Vorlesungen etc.) einen umfangreichen Briefwechsel.
Daniel Fulda, Anne Purschwitz, u.a.
Das Projekt betrachtet die Funktionsmechanismen der Wissenskonstruktion auf einer möglichst breiten Quellenbasis. Ausgehend von den halleschen Zeitungen und Zeitschriften soll eine Diskursrekonstruktion erfolgen, die einen neuen Blick auf unterschiedlichste Diskurse und deren Entwicklungen eröffnen und Vergleiche im Hinblick auf die Generierung und Transformation von Wissen ermöglichen wird.
Thomas Bremer u.a.
Das Raynal Projekt erarbeitet eine elektronische Edition der Lateinamerika-Bände der Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes.
Jürgen Stolzenberg, Detlef Döring (†), Katharina Middell, Hanns-Peter Neumann
Ziel des mittlerweile abgeschlossenen Projekts war die historisch-kritische Edition des Briefwechsels zwischen dem Philosophen Christian Wolff (1679–1754) und dem Mäzen Wolffs, Ernst Christoph Graf von Manteuffel (1676–1749).
Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Interdisziplinäres Zentrum für die
Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA)
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