Das spannungsvolle Verhältnis von Muße und Müßiggang (Ocio / ociosidad bzw. Ozio / oziosità) wird im 18. Jahrhundert in Italien und Spanien zu einem wichtigen Gegenstand sozioökonomischer, politischer und ästhetischer Reflexion. In den Selbstbeschreibungen der beiden südeuropäischen Kulturräume, die viel verbindet und manches trennt, bildet das Begriffspaar einen diskursiven und imaginativen Kristallisationspunkt, an dem sich Prozesse der Destabilisierung herkömmlicher Ordnungsmuster und des beschleunigten kulturellen Wandels ablesen lassen. In dem Maße, wie die traditionelle Semantik der Muße und ihres abwertenden Komplements, des Müßiggangs, an normativer Kraft verliert, verändern sich auch die jeweiligen Zeit- und Verhaltensdispositive: In den Ambivalenzen des Muße-Begriffs werden so die Ambivalenzen der anbrechenden Moderne in Italien und Spanien erkennbar.
Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.
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