Dr. Simone Jung
Kurzvita
Simone Jung ist Soziologin und lehrt an der Fakultät Kulturwissenschaften sowie am College der Leuphana Universität Lüneburg. Dort war sie für die vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderten Projekte »Debattenkulturen – Rhetorik – Performanz« und »Öffentlichkeiten zwischen Fakt und Fiktion« mitverantwortlich und koordinierte das Komplementärprofil »Debattenkulturen und Kritik«. Sie studierte Publizistik, Soziologie und Kunstgeschichte in Mainz, Lüneburg und Bologna und promovierte am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie der Universität Hamburg mit einer Arbeit zum Politischen im Feuilleton der Gegenwart. Sie lehrte am Zentrum für Kulturwissenschaften der Universität Graz, an der Universität der Künste Berlin, der Humboldt Universität zu Berlin sowie der Universität Paderborn und arbeitete als Journalistin für verschiedene Medien, u.a. taz, Missy Magazine, Carta.
Aktuell ist Dr. Simone Jung als Forschungsstipendiatin am Forschungsschwerpunkt "Aufklärung - Religion - Wissen" an der MLU tätig
Laufzeit des Stipendiums
1.10.2025 – 30.09.2026
Forschungsschwerpunkte
In ihrer Forschung verbindet Simone Jung medien- und kultursoziologische Perspektiven mit Politischer Theorie und Affekttheorie. Ein besonderer thematischer Fokus liegt dabei auf Kulturen der Kritik und Öffentlichkeit, sozialen Transformationen und Kulturkonflikten sowie Pop- und Populärkulturforschung.
Forschungsprojekt
Gefühlte Öffentlichkeiten. Debatten, Medien, Affekte
Ausgehend von den Zeitdiagnosen der Fragmentierung und Polarisierung erforscht Simone Jung die Komplexität hybrider Öffentlichkeiten anhand aktueller Kulturdebatten. Digitale Plattformen haben alternative Formen der Partizipation hervorgebracht, die mit einer deliberativen Perspektive und ihrer Krisendiagnostik nicht vollständig zu erfassen sind. Diese Sichtweise vernachlässigt die Eigenlogik digitaler Medien und die Ambivalenz von Affekten für die Herstellung von Öffentlichkeit. Davon ausgehend nimmt das Projekt einen Perspektivwechsel vor und rückt die medialen Infrastrukturen und ihre Konsequenzen für den politischen Diskurs in den Fokus: Unter welchen Bedingungen und mit welchen Verfahren wird heute Öffentlichkeit zwischen traditionellen Medien und sozialen Netzwerken hergestellt? Und welche Effekte ergeben sich für die demokratische Praxis, wenn Vernetzungsprozesse und Affizierungslogiken eine größere Rolle spielen? Auf Basis von Fallstudien und in Auseinandersetzung mit Politischer Theorie sowie Affekt- und Emotionsforschung soll eine alternative Zeitdiagnose entwickelt und normative Anforderungen an Öffentlichkeit erörtert werden.
Publikationen
Monographien und Herausgeberschaften
Debattenkulturen im Wandel. Zum Politischen im Feuilleton der Gegenwart. Bielefeld: Transcript 2021.
Öffentlichkeiten zwischen Fakt und Fiktion. Zur Wissensproduktion in Wissenschaft, Medien und Künsten. Berlin: Verbrecher Verlag 2023 (mit Steffi Hobuß, Sven Kramer).
Entgrenzte Öffentlichkeit. Debattenkulturen im politischen und medialen Wandel. Bielefeld: Transcript 2023 (mit Victor Kempf).
Denkräume. Von Orten und Ideen. Hamburg: Rowohlt 2020 (mit Jana Mader).
Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur. Bielefeld: Transcript 2018 (mit Hildegard Kernmayer).
Herausgeberschaft der Reihe "Debatten(K)ulturen" bei Transcript, seit 2022.
Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden
Zur Rolle von Affekten in digitalen Öffentlichkeiten und ihren Konsequenzen für die Medienbildung, in: Leineweber, Christian, Waldmann, Maximilian (Hg.): Theoretische Medienbildungsforschung. Diskurse – Ansätze – Methoden (i.E. 2025).
#IchBinHanna. Interventionen aus dem Wissenschaftsbetrieb in affektiven Öffentlichkeiten, in: kritische berichte: Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaften, 52 (3), 2024, „Die Regeln der Debatte: Zur Rolle der Geisteswissenschaft in der multiplen Krise", S. 82-91.
Hybride Öffentlichkeiten und ihre Konsequenzen für die Theorie, in: Behemoth. A Journal on Civilisation, 16 (2), 2023, "Theorie und Wahrheitskrise", S. 61-72.
Krise und Kritik des verständigungsorientierten Diskurses, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, „Diskurskultur“, Beilage Das Parlament, hg. von Bundeszentrale für politische Bildung (mit Victor Kempf), 2023, S. 4-10.
Die Zukunft entkolonialisieren. Symbolische Institutionen, utopischer Dokumentarismus und globaler Aktivismus. Im Gespräch mit Milo Rau, in: Öffentlichkeiten zwischen Fakt und Fiktion. Zur Wissensproduktion in Wissenschaft, Medien, Literatur und Kunst. Berlin: Verbrecher Verlag 2023, (mit Steffi Hobuß, Sven Kramer), S. 203-225.
Hybride Öffentlichkeiten. Debattenkulturen zwischen klassischem Feuilleton und Twitter, in: Simone Jung/Victor Kempf (Hg.): Entgrenzte Öffentlichkeit. Debattenkulturen im politischen und medialen Wandel. Bielefeld: Transcript 2023, S. 45-69.
Engtrenzte Öffentlichkeiten. Eine interdisziplinäre Einleitung, in: Simone Jung/Victor Kempf (Hg.): Entgrenzte Öffentlichkeit. Debattenkulturen im politischen und medialen Wandel. Bielefeld: Transcript 2023 (mit Victor Kempf), S. 7-27.
Newspapers and the circulation of academic knowledge, in: Wiebke Keim, Leandro Rodriguez Medina et al. (Hg.): Handbook on the circulation of academic knowledge. London: Routledge 2023, S. 41-55.
(Pop)Kulturelle Öffentlichkeiten im Kontext der Neuen Rechten, in: Christoph Jacke et al. (Hg.): Druckwellen Eskalationskulturen und Kultureskalationen in Pop, Gesellschaft und Politik. Bielefeld: Transcript 2022, S. 171-185.
Zum Politischen der Kleinen Formen. Debattenkulturen im Feuilleton zwischen klassischen und digitalen Öffentlichkeiten, in: Oliver Ruf, Christoph H. Winter (Hg.): Small Critics. Transmediale Konzepte feuilletonistischer Schreibweisen der Gegenwart. Würzburg: Königshausen & Neumann 2022, S. 103-121.
Von ›Eventschuppen‹ und anderen Dingen. Wahrnehmung als soziale Praxis in kritisch-reziptiven Medienkulturen, in: Christiane Schürkmann, Nina Tessa Zahner (Hg.): Wahrnehmen als soziale Praxis. Künste und Sinne im Zusammenspiel. Wiesbaden: Springer 2022, S. 193-215.
Kritische Öffentlichkeiten? Formen der Skandalisierung in der Kulturpublizistik am Beispiel der Band Feine Sahne Fischfilet, in: Marc Dietrich, Martin Seeliger, Günter Mey (Hg.): Die soziale Konstruktion von Empörung – Populärkulturanalyse als Gesellschaftsanalyse. Berliner Debatte Initial, 31 (2), 2022, S. 96-108.
Die Ordnung der Kulturen. Die Flüchtlingsdebatte im Feuilleton, in: Jörn Knoblauch (Hg.): Der neue Kulturkampf. Berliner Debatte Initial, 20 (1), 2019, S. 39-52.
Feuilleton. Interdisziplinäre Annäherungen an ein journalistisch-literarisches Phänomen. In: Hildegard Kernmayer, Simone Jung (Hg.): Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur. Bielefeld: Transcript 2018, S. 9-31 (mit Hildegard Kernmayer).
Hochkultur, Populärkultur, Pop. Zur medialen Inszenierung von Konflikten im Feuilleton exemplarisch dargestellt an der Volksbühnendebatte. In: Hildegard Kernmayer, Simone Jung (Hg.): Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur. Bielefeld: Transcript 2018, S. 261-287.
Interviews
„Sollten Medien Kulturkampf-Themen ignorieren“; Interview mit Stefan Fries in (at)mediasres, Deutschlandfunk, 2025
"Thilo Mischke doch nicht «ttt»-Moderator: ein Ende vor dem Anfang"; Interview mit Danja Nüisch in Sternstunden, Schweizer Rundfunk, 2025
„Streit um Demokratie. Zur Lage der Debattenkultur in Deutschland“; Gespräch mit Hannah Lilly Lehman und Wolfgang Thierse, Agenda, Deutschlandfunk Kultur, 2024
„Wie debattieren 2023?“, Interview mit Massimo Maio, Kompressor, Deutschlandfunk Kultur, 2023