Dr. Evelyn Dueck
Université de Neuchâtel/Universität Zürich (Schweiz)
Advanced Postdoc.Mobility Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
Laufzeit des Stipendiums: 1.3.2015–1.3.2016
Das Forschungsprojekt schreibt sich zum einen in die interdisziplinäre Erforschung des 18. Jahrhunderts (Literaturwissenschaft, Wissensgeschichte) und zum anderen in übergreifende Fragen zum Verhältnis von Literatur und Visualität ein. Übereinstimmend mit der bisherigen Forschung in diesem Bereich begreift es die visuelle Wahrnehmung als produktiven und historischen Prozess. Im Gegensatz zu bestehenden Studien möchte dieses Forschungsprojekt jedoch zeigen, dass die Einsicht in die Prozesshaftigkeit und Historizität des Sehens bereits im 18. Jahrhundert beobachtet werden kann. Es möchte damit der Reduzierung des Wahrnehmungsdiskurses der Aufklärung auf den vereinzelnden, funktionalisierten und rationalisierten Blick ein differenziertes Bild entgegensetzen. Deutlich wird dabei, dass die Infragestellung des Sehsinns in der Romantik keine spontane Gegenbewegung zum rationalistischen Diskurs ist, sondern bereits in der Aufklärung vorbereitet wird. Dies soll über die Präsenz der Schwächen des menschlichen Sehsinns (Differenz, Individualität, optische Illusionen) in literarischen und wissenschaftlichen Texten aus dem gesamten 18. Jahrhundert gezeigt werden. Das Projekt weicht damit auch von der üblichen Fokussierung auf das letzte Drittel des 18. Jahrhunderts ab. Die Rolle der Literatur als produktives Medium des Nachdenkens über die Schwächen des Sehsinns soll dabei in ihrer ganzen Tragweite erarbeitet werden. Das 18. Jahrhundert ist für die literaturtheoretische Frage des Verhältnisses von Visualität und Literatur besonders interessant, weil es wie kein anderes Jahrhundert Kunst und Sinne zusammendenkt und weil die Trennung zwischen wissenschaftlichem und literarischem Schreiben noch nicht vollzogen ist. Schwerpunkte der Arbeit sind ausgewählte Schriften aus den Bereichen der optischen Forschung, der Beschreibungs- und Lehrdichtung, der sensualistische Ästhetik und der Literatur der Goethezeit.
Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.
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