Projektleiter: Prof. Dr. Daniel Fulda; Prof. Dr. Andreas Pečar; Dr. Hanspeter Marti
Laufzeit: Bis 2020
Das 2020 abgeschlossene Projekt hat die Deutungsfigur von der Universität Halle als Stätte wissenschaftlicher und universitärer Innovation geprüft. Ziel war es, ‚Innovation/Neuheit‘ nicht unreflektiert als Kategorie der Wissenschaftsgeschichte zu verwenden, sondern die Differenz zwischen der Leitfunktion dieser Kategorie in der modernen, retrospektiven Wissenschaftsgeschichtsschreibung auf der einen Seite und ihrer keineswegs selbstverständlichen, sondern immer erst festzustellenden Orientierungsfunktion in der historischen Praxis der Gelehrten, Studenten und Wissenschaftler, der weltlichen und geistlichen Autoritäten sowie des Publikums auf der anderen im Auge zu behalten.
Als Ergebnis des Projekts kann festgehalten werden: Neuerungsansprüche, Innovationsstreben und Auf- klärungsprogrammatik waren um 1700 ganz generell im deutschen Sprachraum etwas, das neu war oder, was die ziemlich alte Rede vom Neuen angeht, ein neues, modernes Fundament erhielt. Sie gehörten noch nicht zur mentalen Normalausstattung von Wissenschaftsinstitutionen, sondern wurden allererst dazu, und dies nicht an allen Orten gleichmäßig. In Halle vollzog sich die Formulierung solcher Ansprüche, solchen Strebens und solcher Programmatik besonders früh. Von daher lässt sich die These von der Avantgarderolle der Fridericiana erhärten. Neuerungsansprüche, Innovationsstreben und Aufklärungsprogrammatik sind charakteristisch für die Frühphase der Universität Halle. Kein bloßes Wortspiel ist es zu summieren, dass das eigentlich Neue an der neugegründeten Universität Halle der Neuerungsanspruch war, der von einigen ihrer Protagonisten erhoben wurde. Zuspitzend lässt sich sagen, dass die Innovationsleistung zuallererst darin bestand, dass einige Gelehrte der Fridericiana über ein Konzept von ‚Innovation‘ verfügten bzw. dieses ausbildeten (ohne sich dieses Worts zu bedienen) und es auszuführen unternahmen.
An das 2020 mit Bd. 63 der Halleschen Beiträge beendete und dokumentierte Projekt wurde 2021 durch die Tagung „Aufklärungsuniversitäten im Alten Reich? Institutionelle und epistemologische Neuanstöße im 18. Jahrhundert in der deutschen Hochschullandschaft“ (Veranstalter: Prof. Dr. Andreas Pečar, IZEA; Prof. Dr. Marian Füssel, Göttingen) angeschlossen.
Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA)
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