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Home » Forschung » B. Strukturen des Wissens » 4. Repräsentationsformen und epistemische Muster » Amüsement und Risiko: Aufklärung als Spiel im französischen und italienischen 18. Jahrhundert

Amüsement und Risiko: Aufklärung als Spiel im französischen und italienischen 18. Jahrhundert

Projektleiter: Prof. Dr. Robert Fajen

Projektbeschreibung

Die Aufklärungsforschung hat dem Spiel-Begriff bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zwar fällt, wenn die Werke bestimmter Autoren näher charakterisiert werden, nicht selten das Epitheton 'spielerisch', doch wird das Adjektiv in diesen Fällen gewöhnlich metaphorisch und dementsprechend unpräzise verwendet.

Dagegen wird in diesem Forschungsprojekt die These vertreten, dass das Konzept des Spiels für den Prozess der Aufklärung von grundlegender Bedeutung ist. Zahlreiche Schlüsselfragen der Epoche verweisen auf praktische oder theoretische Aspekte des Spiels: Wer im 'langen' 18. Jahrhundert z. B. über die (Un-)Berechenbarkeit des Zufalls nachdenkt, wer das Verhältnis von Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, von Einsatz und Risiko, von Freiheit und Regel auslotet, wer sich mit moralisch brisanten Problemen wie Zeitvertreib und Zeitvergeudung oder Schuld, Vertrauen und Betrug beschäftigt, der reflektiert - ob direkt oder implizit - stets auch darüber, was beim Spielen geschieht. Im Spiel-Begriff konvergieren die unterschiedlichsten Wissensgebiete: Mathematik, Philosophie, Theologie, Anthropologie, Pädagogik, Politik, Ökonomie und Kunst. In dieser Perspektive ist das Thema des Spiels ein zentraler Prüfstein, an dem im 18. Jahrhundert unablässig alternative Sehweisen und Erklärungsmodelle erprobt werden. Ohne Spiel - so die Ausgangshypothese des Projekts - wäre das neue Denken der Aufklärung nicht möglich gewesen.

Das Interesse der Aufklärer am Spiel kommt nicht von ungefähr. Ihr Zeitalter ist eine in höchstem Maße 'verspielte' Epoche. Zwischen dem späten 17. und dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird das Spiel in Europa zu einer allgegenwärtigen, die gesamte Gesellschaft durchdringenden Erfahrung, zu einer sozialen Macht, die institutionell gezähmt und ökonomisch nutzbar gemacht wird. Die Entwicklung neuer Spiele und Berechnungsmodelle geht mit der Entwicklung neuer Lebens- und Darstellungsformen einher. Obskure Gestalten wie Falschspieler, Spielsüchtige und Spielverderber werden salonfähig und literaturwürdig; 'Wahrscheinlichkeit' wird zwischen 1660 und 1800 zum Schlüsselbegriff sowohl in der Mathematik des Spiels als auch in der Poetik des Romans (Rüdiger Campe). Die beiläufige Verwendung des Adjektivs 'spielerisch' lässt sich vor diesem Hintergrund folglich anders, d. h. konkreter fassen. Viele Autoren der Aufklärung konstruieren ihre Werke als veritable, nach beschreibbaren Regeln verfasste 'Textspiele' (Wolfgang Iser), indem sie auf der Darstellungs- und Inhaltsebene Elementarkategorien des Spiels (nach Roger Caillois: Wettstreit, Glück, Kombinatorik, Nachahmung, Taumel und Unbeherrschbarkeit) miteinander verknüpfen. Solche Texte - man denke beispielsweise an die Lettres persanes oder Jacques le Fataliste et son maître - sind nicht nur unterhaltsam, sie eröffnen auch einen potentiell unerschöpflichen 'Spielraum' von Deutungsmöglichkeiten, der sich jedem Versuch einer abschließenden hermeneutischen Kontrolle entzieht (Hans-Jost Frey).

Mit Hilfe des Spiel-Begriffs lässt sich die Kluft zwischen Form- und Ideengeschichte überwinden und genauer verstehen, wie die quecksilbrige Genusskultur des Rokoko und die radikale Transformation des Denkens, Wissens und Fühlens im Zeitalter der Aufklärung miteinander zusammenhängen. Das Amüsement, welches das Spiel verspricht, indem es eine alternative Ordnung etabliert, ist untrennbar mit dem Risiko verbunden, die Dinge radikal anders zu sehen und die Welt neu zu denken.

Im Kontext dieses Projekts erschien im Sommer 2019 im Pariser Verlag Classiques Garnier ein von Dr. Konstanze Baron, Universität Tübingen, und mir herausgegebener Sammelband mit dem Titel Diderot – Le Génie des Lumières. Nature, normes, transgressions. In diesem Band ist mein Beitrag „Adresse et intuition. Diderot ou le génie du bonheur“ enthalten, der der Verknüpfung zwischen genialem und spielerischem Handeln im Werk Diderots gewidmet ist.

Wegen der extremen Arbeitsbelastung durch das Amt des Dekans waren auch 2022 die Ressourcen, dieses Projekt fortzuführen, stark eingeschränkt. Geplant ist nach dem Ende des Dekanats 2022 die Abfassung einer Monographie zu Marivaux (Arbeitstitel: "Fliegeneier wiegen. Marivaux und die Spiele der Aufklärung"). Dafür soll 2023-24 ein Forschungsjahr genutzt werden. 

Forschungsbereiche
A. Ideen, Praktiken, Institutionen
B. Strukturen des Wissens
4. Repräsentationsformen und epistemische Muster5. Gelehrtenkultur und Wissenschaftspolitik
C. Räume der Aufklärung
D. Erschließungsprojekte und Editionen
Archiv

Ihr Ansprechpartner

Prof. Dr. Robert Fajen
robert.fajen(at)romanistik.uni-halle.de

Über das IZEA

Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.

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