Antje Roeben M.A.
Universität zu Köln (Deutschland)
Stipendiatin der Thyssen-Stiftung
Laufzeit des Stipendiums: 22.02.2010–17.05.2010
Der mittlere Stil der Empfindsamkeit – ethos als Rührung –, aus deren angeblicher Unter-Komplexität vage Sprache folgen müsste, gestaltet im Gegenteil rhetorisch komplex in empfindsamen Medien die virulenten Fragen, wie Emotionen literarisch produziert werden und wie sie wirken. Empfindsamkeit ist erfolgreiche Unterhaltung, weil sie vorgibt, nicht informativ, sondern vergnüglich zu sein, nicht nützlich, sondern rührend zu sein.
Gleichzeitig will sie, als vernünftige Geselligkeit, als Tugendbotschaft, auch pragmatisch sein, Informationswert haben. Dass diese Geselligkeitsfunktion, wie sie ausführlich in der halleschen Moralischen Wochenschrift „Der Gesellige“ diskutiert wird, gendersensibel betrachtet werden muss, steht außer Frage. Die daraus resultierenden Rechtfertigungsversuche von schreibenden Frauen – Sophie von La Roches programmatisches „mehr Herz als Kopf“ – sind bekannt. Darauf zu beziehen sind die als ‚Versuche‘ deklarierten Gedichte der Unzerin, die in ihrer Vorrede alle Register weiblicher Rechtfertigung zieht – ihre Gedichte sollen eine ‚Sprache des Herzens‘ sprechen und die Brücke zwischen galantem Esprit und ernsthafter empfindsamer Herzenssprache schlagen.
„Wo nicht Vernunft die Sprache führt“ – wie also lässt sich dieses Thema aus dem „Geselligen“ programmatisch in der Rhetorik der Emotionen verorten?
Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.
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