Floris Solleveld M.A.
Amsterdam / Nijmegen, Niederlande
Wiedemann-Stipenium für Aufklärungsforschung
Laufzeit des Stipendiums: 29.2.2016–25.5.2016
*1982; 2000-2007 Studium der Philosophie an der Universität von Amsterdam; 2008-2012 Dokumentalist bei der European League of Institutes of the Arts (ELIA); 2012-2016 Promotionsstudent an der Radboud Universität Nijmegen (Geschichte) und Gastforscher an der Universität von Amsterdam mit einer Arbeit über The Transformation of the Humanities. Ideals and Practices of Scholarship between Enlightenment and Romanticism; 2015 (März-April) Gastforscher am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Intellektuelle Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts ist fast nicht zu schreiben, ohne auf die Gelehrtenrepublik (République des Lettres) zu verweisen. Für das 19. Jahrhundert ist das nicht so. Warum nicht? Diese Frage ist nicht sehr oft explizit gestellt worden und nur sehr sporadisch hat man bisher darauf eine Antwort zu geben versucht. Olaf Simons hat in in einem jüngeren Artikel auf die Wandlung des ‘Literatur’- Begriffs hingewiesen; Laurence Brockliss erklärt das Verschwinden der Idee einer Gelehrtenrepublik aufgrund zunehmender degrees of separation, wissenschaftlicher Spezialisation, und den Bruch der französischen Revolution.
Dabei hört aber um 1800 weder die internationale gelehrte Korrespondenz noch das Gemeinschaftsgefühl zu existieren auf, und eine institutionelle Forschungspraxis kommt auβerhalb Deutschland meist erst nach ca. 1870 zustande. Und auch die Idee der Gelehrtenrepublik verschwindet nicht ganz – nur äußeren Umstände, in der sich nun die die gelehrte Welt im Wesentlichen mit der Gelehrtenrepublik deckte, hatte sich geändert.
In diesem Forschungsprojekt stehen zwei Aspekte dieser Verwandlung in Vordergrund: erstens die Frage, wie weit man im 18. Jahrhundert von einer ‘Normal Science’ in den Geisteswissenschaften sprechen kann, die durch den frühmodernen Begriff ‘Literatur’ gefasst wird; und zweitens, wie die Gelehrtenrepublik um 1800 noch konzeptualisiert wird (zum Beispiel in Texte von Chamfort, Fichte, Abbé Grégoire, Isaac Disraeli und George Ticknor). In einem weiteren Projekt am Forschungszentrum Gotha werde ich dann internationale Diskussionen in gelehrten Zeitschriften im frühen 19. Jahrhundert untersuchen.
Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.
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