Dr. Messan Tossa (Togo)
Gastwissenschaftler
Geburtsjahr: 1987
Wissenschaftliche Ausbildung und Anstellung:
Mitarbeiter im Staatsarchiv (seit März 2016)
Deutschlehrer an versch. Gymnasien von Lomé, Togo (2006-2015)
Dozent in der Germanistikabteilung der Université de Lomé (2013-2020)
Man könnte sich vorstellen, dass ‚Hofmohren‘ von der mentalitätsgeschichtlichen Umwälzung der Aufklärung nicht völlig marginalisiert wurden, zumal sie an Höfen tätig waren, von denen aus intellektuelle Impulse für aufklärerische Diskurse ausgingen. Angesichts der nachgeordneten Rolle von ‚Hofmohren‘ in der deutschen Aufklärungsgesellschaft treten folgende Fragen auf: Wie wurden sie als soziale Akteure an den Höfen deutscher Könige, Fürsten und Herzöge wahrgenommen? Wie wurde das Selbstbewusstsein der ‚Hofmohren‘ als fremde Subalterne in Europa durch den Kontakt mit dem aufklärerischen Gestus gehoben? Wieweit standen die emanzipatorischen Diskurse der Aufklärung im Gegensatz zur Wirtschaftsform und Habitus der Sklaverei?
Im Zentrum des Projekts steht das Schicksal von afrikanischen ‚Hofmohren‘ in deutschen Territorien zum Zeitpunkt der Aufklärung. Von dem ambivalenten ‚Hofmohren‘ als rechtlose Subjekte in dieser Periode ausgehend wird die geistige Wirkung der Aufklärung auf die europäische Wahrnehmung von afrikanischen ‚Hofmohren‘ erkundet. Meine Arbeitshypothese lautet, dass der fortschrittliche Gestus der Aufklärung die soziale und intellektuelle Situation der ‚Hofmohren‘ nicht radikal verändern konnte, gleichwohl aber die Grundsteine zum späteren Abolitionismus gelegt hat. Zur Klärung dieser Hypothese sollen Werdegänge von Hofmohren analysiert werden. Biographische Studien über ‚Hofmohren‘ schreiben sich heute in ein globales Narrativ ein, mit dem geschlossene Denkformen relativiert werden. Dies gilt für die Aufklärung, deren spezifisch westliche Essenz durch die Involvierung von Akteuren aus divergenten Weltreligionen relativiert wird. Daher stehen Biographien von ‚Hofmohren‘ im Zeichen „narrativer Textformationen“, wobei „Narrative nicht nur als Gebilde innerhalb einzelner sozialer Teilsysteme, sondern als integrative, Systeme übergreifende Strukturen erscheinen“.
Das IZEA gehört zur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und befasst sich als Forschungseinrichtung zur Kultur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts mit der Aufarbeitung einer Epoche, in der die Fundamente der modernen westlichen Gesellschaften gelegt wurden.
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