5. Gelehrtenkultur und Wissenschaftspolitik
Die im Forschungsfeld „Gelehrtenkultur und Wissenschaftspolitik“ bearbeiteten Projekte fragen nach den institutionellen Bedingungen und Praktiken der Wissensproduktion. Welche Dispositive organisieren das Feld der Ideenproduktion? Welche Handlungsmuster steuern Wissenschaftspolitik, wie werden Ideen und Texte von Praktiken, Techniken und Medien der Wissenserschließung, Wissensverarbeitung und Wissensdistribution geprägt? Diesen Fragen gehen die einzelnen Projekte im Blick auf die politische Steuerung und das Selbstverständnis der Universität Halle in ihrer aufgeklärten Frühphase, auf die vielfältigen Praktiken des Exzerpierens, ihren Effekten und Modifikationen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart sowie auf die Mechanismen der Distribution von Literatur und Wissen im 18. Jahrhundert nach. Die Projekte verbindet die übergreifende Frage, welche Rolle die Aufklärungsbewegung spielt, wenn sie als eine politische und wissenschaftliche Praxis im Zusammenhang der Transformation von der traditionsgeleiteten zur modernen Gelehrtenrepublik untersucht wird.
Projekte

Innovationsuniversität Halle? Neuheit und Innovation als historische und als historiographische Kategorien
Daniel Fulda, Andreas Pečar u.a.
In der Universitätsgeschichte hat die Universität Halle einen besonderen Platz zuerkannt bekommen: Insbesondere in ihrer Gründungsphase um und nach 1700 wird sie als Ursprungsort des Neuen beschrieben.
Lesen, exzerpieren, zitieren, plagiieren: Schriftkultur, Wissenspraktiken und Autorschaft von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart
Elisabeth Décultot, Christian Kuhlmann, Helmut Zedelmaier
Das Projekt untersucht Transformationen des Lesens und Schreibens im Blick auf Praktiken des Exzerpierens, Zitierens und Plagiierens im Zeitraum von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart in gesamteuropäischer Perspektivierung.
Buchgeschichte, Druckgeschichte und Wissenszirkulation in der Aufklärung
Thomas Bremer
Das Projekt zielt vor allem darauf, die konkreten Mechanismen der Distribution von Literatur und Wissen im 18. Jahrhundert zu untersuchen und schließt an die derzeit hochaktive Diskussion um die Materialität von Literatur und Wissen an.

Die brandenburgisch-preußische Hochschulpolitik in der Frühphase der Universität Halle (1688-1740)
Andreas Pečar, Marianne Taatz-Jacobi
Die Grundfrage des Forschungsprojekts lautet, welche „Hochschulpolitik“ die preußische Regierung an der neu gegründeten Universität Halle in den ersten knapp fünfzig Jahren ihres Bestehens verfolgt hat.